Geschichte


Ende 2009 wurde das neu renovierte Schloss Freyenthurn offiziell seiner Bestimmung übergeben. Doch die Geschichte hinter dem Gebäude ist umfangreich. Immerhin besteht das Schloss im Herzen Mannswörths seit dem Mittelalter und überstand zahlreiche Kriege, so im 20. Jahrhundert auch die teilweise massiven Bombardements auf Schwechater Gebiet. Jetzt entspricht das Schloss den modernen Bedürfnissen der heutigen Zeit.

Im frühen Mittelalter galt das Schloss Freyenthurn als so genannter „Edelsitz“, dessen Hauptgebäude über einen quadratischen Grundriss verfügte und mehrere Stockwerke hoch war. Der festungsartige Charakter des Gebäudes wurde noch durch die im oberen Stockwerk befindlichen Schießscharten verstärkt. Diese Massnahmen dienten der Abwehr von Angreifern in diesem, oftmals im Zentrum von kriegerischen Auseinandersetzungen stehenden, Gebiet.

 


Kupferstich Vischers aus 1672

Will man sagenumwobenen Geschichten glauben, so sollen im Bereich des Schlosses auch unterirdische Gänge bestanden haben, durch welche man in die Donau-Auen und die umliegenden Wälder gelangen konnte. Diese Geheimwege sollen den Bewohnern des Schlosses zur Flucht oder aber auch zur Versorgung mit Lebensmittel gedient haben.

Einer der ältesten Hinweise auf Mannswörth und damit auch auf Freyenthurn steht in Zusammenhang mit Ernst von Mannswerde, der im Jahr 996 an einem Turnier in Braunschweig teilgenommen haben soll.

Kaiserin Agnes soll im Jahr 1058 als Gast der Herren von Mannswerde in Freyenthurn übernachtet haben. In einer Urkunde aus dem Jahr 1469 wurde schließlich ein „vestes Haus“ als „freyen Thurn“ bezeichnet. Man kann annehmen, dass der befestigte Landsitz zusätzlich, wie dies auch beim benachbarten Schloss Parz der Fall war, durch einen Turm gesichert war.

 


Das Schloss Freyenthurn vor der Renovierung

Eine interessante zeitgenössische Abbildung des Schloss Freyenthurn bietet der Kupferstich des Georg Matthäus Vischer aus dem Jahr 1672. Der östliche Trakt der u-förmigen Anlage, welche von Vischer dargestellt wurde, ist jener Teil des Gebäudes, welcher heute noch vorhanden ist. An das Hauptgebäude scheint im 18. Jahrhundert in beiden Geschossen ein vorgelagerter Gang angebaut worden zu sein, wodurch die Frontansicht zur Mannswörther Straße hin verbreitert wurde.

Um 1373 war das Geschlecht der Herren von Mannswerde ausgestorben. Ihnen waren die „Stickhlperger“ nachgefolgt. Diese übergaben Freyenthurn schließlich an Wilhelm von Enzersdorfer. Der letzte adelige Besitzer des Schlosses war Friedrich Ritter von Meissl, der im Jahr 1850 das Anwesen an den Brauunternehmer Anton Dreher verkaufte. Bis 1901 wurde eine Mälzerei betrieben, danach wurde das Areal nur mehr für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, bis 1958 auch der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt wurde.

 

Das Gebäude, das ab den 80er-Jahren immer mehr verfiel, konnte schließlich 2001 von der Stadtgemeinde Schwechat erworben und 2005 an die Wohnbaugesellschaft WET verkauft werden. Nun bietet das eindrucksvolle Gebäude einerseits Wohnungen und andererseits einen modernen Veranstaltungssaal. Mit weiteren Räumlichkeiten für Vereine, einer Bücherei und auch dem Ärztezentrum stellt das Schloss Freyenthurn eine sehr wertvolle Erweiterung der Mannswörther sowie Schwechater Infrastruktur dar.

 


Seit dem Umbau 2009 befindet sich eine umfangreiche Bibliothek im 2. Stock des Gebäudes.